Phänologie - 2011

Hergiswil (NW)

Im Februar dieses Jahres, erreichte uns eine E-Mail eines Kastanienfreundes. Er schrieb uns unteranderem folgendes:

Vor etwa zwei Jahren ist mein Interesse an Edelkastanien erwacht. Seinerzeit habe ich in meinem Garten einen Rosskastanienbaum gefällt und ihn durch den ersten «Castanea sativa-Baum» ersetzt. Bedauerlicherweise ist der Baum nur mit diesem lateinischen Namen versehen gewesen, ich weiss folglich nicht, welche Sorte sich dahinter verbirgt.

Nachdem im vergangenen Jahr die Ernte sehr mager war habe ich mich belesen und erkannt, dass es mehrere verschiedene Sorten braucht als Pollenspender. So folgten im vergangenen Sommer noch jeweils:

  • 1 Bouche de Bétizac
  • 1 Bouche Rouge
  • 1 Marron de Goujounac (diese vorwiegend wegen der hervorragenden Eignung als Pollenspender)

Vor wenigen Tagen beschrieb der Hergiswiler-Kastanienfreund seine Edelksatanienbäume wie folgt:

Nach einer Woche mit «angezogener Bremse» setzt sich der Austrieb meiner Marronibäume langsam fort. In meinem Garten auf einer Meereshöhe von 540 m ü. M. (also knapp 100 m über dem Vierwaldstättersee) sind meine beiden Bouche de Bétizac am weitesten in der Entwicklung, hier sind die Knospen mit reichlich neuen Blättern und wohl auch schon den Blüten gefüllt. Der grösste Baum, der Marron de Goujounac, war mit seinen 4,50 m eine richtige Investition. Er hat den ersten Winter gut überstanden, an nur einem einzigen Trieb schlagen die oberen etwa 10 Knospen nicht aus. All die drei zuvor genannten Bäume stehen in unmittelbarer Nähe in Südexposition. Mit Exposition nach Nordost fällt wohl mit steigender Sonne auch dort reichlich Licht hin, aber der geringe Rückstand der Bouche Rouge ist trotz alldem nicht zu übersehen (siehe Foto). Auch dieser im Herbst neu gepflanzte Baum kam gut über den Winter.


Junge Edelkastanienblätter, die sich noch nicht ganz aus der Knospe gestosen haben.

18. April 2011

Bouche de Bétizac

.....ist uns bestens bekannt und wie es den Anschein macht, phänologisch auf gleicher Höhe wie hier bei uns am Walensee.


Junge Edelkastanienblätter, die sich noch nicht ganz aus der Knospe gestosen haben.

18. April 2011

Bouche Rouge

So nennt sich diese Sorte die ihren Ursprung aus Frankreich nicht verleugnen kann.

Spannend wird auch hier die Weiterentwicklung.


Junge Edelkastanienblätter, die sich noch nicht ganz aus der Knospe gestosen haben.

18. April 2011

Marron de Goujounac

Diese Sorte wird für viele interessierte Kastanienfreunde neu sein, denn in unseren Breitengraden eher unbekannt und darum nicht ganz uninteressant.

Wir sind gespannt.

Wir danken dem Kastanienfreund aus Hergiswil für seine Bilder.


Mein erster Edelkastanienbaum (am ehesten Bouche de Bétizac) und die Marron de Goujounac haben derart reichliche männliche Blütenstände angelegt, dass ich auf ebenso reichliche weibliche Blüten und gute Bedingungen für Befruchtung und Reifeprozess hoffe. Die beiden kleinsten Bäume, einer definitiv Bouche de Bétizac, der andere Bouche Rouge, haben nicht ganz so viele Blüten angelegt. Mal sehen, wie es im Juni dann mit den weiblichen Blüten aussieht.


Junger Edelkastanienbaum aus der ferne betrachtet.

8. Mai 2011

Bouche de Bétizac

Die kleinste Edelkastanie, doch er hat ein deutliches Längenwachstum. Auffallend hierbei: ausschliesslich die Endknospen des Vorjahres haben dieses Jahr ein erneutes Längenwachstum. Hingegen nahezu keine neuen Seitentriebe.


Ast mit Blätter und männlichen Blütenstängel in Nahaufnahme.

8. Mai 2011

Bouche Rouge

Ich habe wohl weniger Sonne als meine drei Halbbrüder, doch fühle auch ich mich hier richtig wohl. Und überhaupt: mit soviel Glanz und «Kopfschmuck» - bin ich da nicht der schönste im Lande?


Junger Bouche Rouge aus der ferne betrachtet.

8. Mai 2011

Bouche Rouge

Auch von der Seite betrachtet wunderschön symmetrisch: ein echter kleiner «Beau»!


Jznger Marron de Goujounac aus der Ferne betrachtet.

8. Mai 2011

Marron de Goujounac

Bei strahlendem Sonnenschein erstrahlt die Marron de Goujounac in der Abendsonne. Schon in seinem ersten Jahr am neuen Standort setzt er zu einer reichen Blüte an. Kann er halten was er verspricht?


Ast mit Blätter und männlichen Blütenstängel in Nahaufnahme.

8. Mai 2011

Marron de Goujounac

Mit männlichen Blütenständen, gesundem glänzendem Laub und reichlich Austrieb mit Seitenästen auf der ganzen Länge der Vorjahresäste will er sagen: hier fühle ich mich wohl.


Edelkastanie aus der Ferne betrachtet.

8. Mai 2011

Castanea sativa

Die Kalte Sophie hat es bis auf 1400m weiss werden lassen, das Buochserhorn im Hintergrund hat eine weisse Haube. Doch mich kann jetzt weder Kälte noch Wind umhauen, ich trotze allen Unbillen.

Bemerkung: Austrieb nur an 1 bis 2 Endknospen, bislang keinerlei Längenwachstum. Sehr reichlicher Blütenansatz.


Ast mit Blätter und männlichen Blütenstängel in Nahaufnahme.

8. Mai 2011

Castanea sativa (Bouche de Bétizac?).....

Im Augenblick sieht alles noch eher nach Narrenkappe aus, doch schon in vier bis sechs Wochen werde ich mich zu einem duftendem Blondschopf wandeln.

Bemerkung am Rande: das Wachstum auch hier nur an einer oder maximal zwei Endknospen der Vorjahresaustriebe, aktuell noch kein nennenswertes Längenwachstum.


Ast des Bouche de Bétizac in Hergiswil mit seinen männlichen Blütenstängel.

5. Juni 2011

Bouche de Bétizac

Die männlichen Blütenstände sind reichlich gewachsen, die weiblichen Blüten sind nur beim direkten Betrachten zu erkennen (leider noch nicht auf dem Foto).


Ast des Marron de Goujounac in Hergiswil mit seinen männlichen Blütenstängel.

5. Juni 2011

Marron de Goujounac

Die männlichen Blüten messen zwischenzeitlich alle deutlich über 20cm; womit sie Ihrem Ruf als gute Bestäubersorte hoffentlich gerecht wird. Beim genaueren Hinsehen sind auch die ersten zwei weiblichen Blüten zu erkennen.


Ast des Castanea sativa in Hergiswil mit seinen männlichen Blütenstängel.

5. Juni 2011

Castanea sativa

Ob dies wohl ebenso eine «Bouche de Bétizac» ist?

Das Wachstum dieses ersten «Marronibaumes» in meinem Garten unterscheidet sich etwas von dem des jungen «Bouche de Bétizac». Deutlich zu erkennen: bei Beginn des diesjährigen Austriebes sind die Blätter noch immer sehr dicht, das Längenwachstum hat erst vor einigen Tagen begonnen.

Hier schön zu erkennen: die ersten weiblichen Blüten - und davon hat dieser Baum dieses Jahr jede Menge. Wenn das nicht die Vorfreude auf die ersten eigenen Vermicelles steigert?


Nach einigen kühlen Intermezzos geht es jetzt mit der Blüte weiter voran. Daher mal wieder einige aktuelle Fotos:


Der kleine Bouche de Bétizac aus Dizanz betrachtet.

25. Juni 2011

Bouche de Bétizac

Der Bouche de Bétizac ist noch recht klein, daher nur etwa ½ Dutzend weibliche Blüten.


Männliche Blütenstängel in Vollblüte.

25. Juni 2011

Bouche de Bétizac

So klein der Baum ist, die männlichen Blüten sind nicht nur schön anzusehen, sondern bieten auch reichhaltige Nahrung für verschiedenste Insekten.


Bouche de Bétizac von der Sonne beschienen.

26. Juni 2011

Bouche de Bétizac

Wunderschön, wie die männlichen Blütenstängel wie Kerzen im Gegenlicht erstrahlen.


Bouche Rouge aus Distanz betrachtet.

21. Juni 2011

Bouche Rouge

Der sehr symmetrisch gewachsene Bouche Rouge kurz vor dem Aufblühen der männlichen Blütenstängel.


Blühende männliche Blütenstängel des Bouche Rouge.

25. Juni 2011

Bouche Rouge

Bei näherer Betrachtung sind neben den männlichen auch drei weibliche Blüten erkennbar. Der Bouche Rouge gilt als pollenfreie Sorte, die Nachbarschaft zu drei «Halbbrüdern» wird er hoffentlich mit einigen Früchten im Herbst danken.


Marron de Goujounac aus Distanz betrachtet.

21. Juni 2011

Marron de Goujounac

Der Marron de Goujounac ist trotz sehr sonnigen Standortes am weitesten hinten dran. Die zahlreichen meist über 20 cm langen männlichen Blüten verheissen reichlich Pollen, gilt die Sorte doch als typische Bestäubersorte.


Nahaufnahme der männlichen Blütenstängel und der weiblichen Blüten, des Marron de Goujounac.

25. Juni 2011

Marron de Goujounac

Fünf Tage später sieht man noch immer nicht allzu sehr viele pollen- spendenden Blütenstände. Dafür sind die weiblichen Blütenstände in einer rasanten Entwicklung.


Braun verfärbte männliche Blütenstängel des Castanea sativa.

25. Juni 2011

Castanea sativa

War die Entwicklung anfangs noch recht ähnlich wie diejenige des jungen Bouche de Bétizac zeigen sich jetzt jedoch deutliche Unterschiede. Die männlichen Blütenstände sind vollkommen ohne Pollen, farblich schon deutlich ins bräunliche gehend. Es finden sich zahlreiche weibliche Blüten, deren Entwicklung am weitesten fortgeschritten ist.


Nahaufnahme der männlichen Blütenstängel.

25. Juni 2011

Castanea sativa

Die weitere Entwicklung von Laub und Früchten lässt eventuell eine Eingrenzung zu, um welche Sorte es sich handeln könnte.


Was gibt es sonst noch neues: Mein Nachbar ist ebenfalls auf den Geschmack gekommen, er wird nächste Woche je einen Baum der Sorten «Belle épine» und «Maraval» pflanzen. Gute Bestäubung der dann insgesamt sechs verschiedenen Marronibäume auf engstem Raum ist somit wohl garantiert. Ich freue mich jedenfalls auf reichlich Ernte in der Zukunft.


Noch junger kleiner Bouche de Bétizac

1. August 2011

Bouche de Bétizac

Das Wachstum der Früchte des noch jungen Bouche de Bétizac ist noch recht deutlich hinter dem des älteren hinterher. Hier spielt sicherlich eine Rolle, dass das Wurzelwerk des jungen Baumes noch nicht so stark entwickelt ist.


Dieser Edelkastanienbaum trägt seine ersten Igel.

1. August 2011

Bouche de Bétizac

Auch muss sich der Baum nach Anpflanzen im letzten Herbst wohl erst noch an seinen neuen Standort gewöhnen.


Blätter und Igel.

1. August 2011

Bouche de Bétizac

Dieser etwas ältere Bouche de Bétizac hat bereits deutlich weiter entwickelte Früchte. Auch die Zahl der Früchte ist deutlich höher. Für ein erstes Chestene-Risotto sollte es sicherlich reichen.


Junger noch kleiner Edelkastanienbaum der Sorte Bouche Rouge.

1. August 2011

Bouche Rouge

Auch der Bouche Rouge neigt zum späten Ausreifen. Die Ernte auch hier noch spärlich, doch das sollte sich in den kommenden Jahren ändern.


Kleiner Baum, kleine Igel.

1. August 2011

Bouche Rouge

Bezüglich seiner Grösse ein Nachzügler. Die Sorte ist für exzellenten Geschmack und grosse Früchte bekannt. Ob ihr das Klima in Hergiswil auch auf Dauer behagt?


Der Marron de Goujounac trägt oben in der Krone reichlich Igel.

1. August 2011

Marron de Goujounac

Der Marron de Goujounac trägt schon im ersten Jahr reichlich Ernte.


Nahaufnahme der Igel.

1. August 2011

Marron de Goujounac

Bezüglich der Grösse müssen die Marroni aber noch deutlich hinzulegen. Goujounac ist für eher spätes Reifen bekannt.


Castanea sativa neben Sommerflieder.

1. August 2011

Castanea sativa

Die Edelkastanie ist für kräftiges Wachstum bekannt, kann jedoch nicht mit dem benachbarten Sommerflieder mithalten.


Dieser Edelkastanienbaum der Sorte Maraval trägt zwei Früchte.

1. August 2011

Maraval

Seit kurzem nun der fünfte im Bunde. Die Sorte ist bekannt als gegenüber Pilzbefall des Wurzelwerks resistent und muss nicht auf resistenten Sorten aufgepfropft werden.


Maraval-Frucht in Nahaufnahme.

1. August 2011

Maraval

Mit nur zwei entwickelten Früchten ist die Ernte dieses Jahr minim - für eine erste Geschmacks-testung wird es aber reichen. Ich freue mich jedenfalls.


Allen Kastanienfreunden bleibt zu wünschen, dass der Spätsommer und Herbst uns mit mehr Wärme und Sonne verwöhnen als der reichlich feuchte und viel zu kalte Juli.